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eGovernment Benchmark 2015: Deutschland holt auf

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Es geht voran in Sachen Digitalisierung – allerdings nur recht langsam. Die europäischen Staaten schöpfen das Potenzial des digitalen Binnenmarktes der EU nicht voll aus. Zu diesem Ergebnis kommt der zwölfte eGovernment Benchmark Report, den die EU-Kommission am 23. Juni gemeinsam mit Capgemini und Partnern veröffentlicht hat. Die EU-Staaten müssen ihren Fokus auf die europäische Ebene verlagern und Online-Services stärker personalisieren. Die Untersuchung stützt sich auf die Analyse von mehr als 10.000 Webseiten aus EU-Staaten. Im Vordergrund stehen hierbei die Benutzerfreundlichkeit von Online-Angeboten in verschiedenen Lebenslagen, etwa Studium, Arbeitslosigkeit, Jobsuche oder Unternehmensgründung. Die Untersuchung zeigt: Europas digitale Reife nimmt zu. Immer mehr Services und Informationen sind online abrufbar. Parallel wurden Feedback-Kanäle und Online-Support verbessert. Marc Reinhardt, Leiter Public Sector bei Capgemini Deutschland: „Die Digitalisierung der deutschen Verwaltung ist essenziell, um die doppelte Herausforderung von Schuldenbremse und demografischem Wandel meistern zu können. Die Bundesregierung zeigt mit dem E-Government-Gesetz und dem Programm ‚Digitale Verwaltung 2020‘, dass sie sich diesen Herausforderungen stellt.“

Nachholbedarf bei Qualität von Online-Services

Gerade Online-Services von Behörden haben noch Verbesserungsbedarf. So sind zum Beispiel mobilfähige Webseiten eine Seltenheit, obwohl immer mehr Bürger mobile Endgeräte nutzen. Rund drei Viertel der Internetseiten öffentlicher Einrichtungen sind nicht mobilfähig. Das heißt, dass viele Behörden die Chance ungenutzt lassen, ihre Angebote stärker zu personalisieren. Best-Practice-Beispiele mobilfähiger Seiten zeigen jedoch, dass die Nutzerzahlen stark ansteigen, wenn eine Webseite für mobile Endgeräte optimiert ist.

Deutschland holt auf

Die Digitalisierung schreitet voran und Deutschland schließt allmählich zur europäischen Spitzengruppe auf. Hinsichtlich der Verfügbarkeit von Online-Services für die Lebenslagen Studium, Jobverlust und Arbeitssuche bescheinigt der eGovernment Benchmark Report Deutschland sogar Werte, die weit über dem EU-Durchschnitt liegen. Im Bereich Studium konnte sich Deutschland gegenüber den Ergebnissen von 2012 um 25 Prozentpunkte verbessern. Auch beim Thema Unternehmensgründung – und hier insbesondere im Bereich der Transparenz über die Verwendung persönlicher Daten – schneidet Deutschland relativ gut ab. Eine deutliche Verbesserung ist auch bei der Bewertung der Schlüsseltechnologien für die digitale Transformation erkennbar. Marc Reinhardt dazu: „Ein gutes Beispiel dafür ist das Bürger- bzw. Service-Konto, das hierzulande derzeit intensiv diskutiert wird. Durch zentrale Hinterlegung von Stammdaten und amtlichen Bescheiden in einer sicheren Cloud der öffentlichen Hand, profitieren die Nutzer von automatisch ausgefüllten Formularfeldern und somit einer schnelleren und komfortableren Abwicklung“. Unterdurchschnittlich bewertet wird hingegen die Nutzerzentriertheit: Mangelnde Benutzerfreundlichkeit und hoher Zeitaufwand bei der Nutzung von Online-Services sind hier die Kritikpunkte.

Wichtig für die Nutzung von Online-Services: Transparenz

Ein Haupthindernis für Bürger ist EU-weit mangelnde Transparenz bei Prozessen und beim Umgang mit persönlichen Daten. Dies führt dazu, dass Bürger ihre Behördengänge gar nicht erst online erledigen oder sogar wieder offline gehen. Wenig zufriedenstellend sind außerdem die Gesamtdauer von Online-Services, die Informationen zum Fortschritt der Bearbeitung und die Antwortzeiten.

Digitaler EU-Binnenmarkt ist noch Zukunftsmusik

Das Potenzial von 340 Milliarden Euro an zusätzlichem Wachstum birgt ein digitaler EU-Binnenmarkt. Doch der Mobilitäts-Indikator für grenzüberschreitende Online-Angebote hat sich nur sehr leicht auf 48 % verbessert. Insgesamt ist er damit noch sehr niedrig. Besonders an eGovernment-Dienstleistungen für Bürger aus anderen EU-Staaten mangelt es. Die Prioritäten der öffentlichen Hand liegen hier eindeutig bei den grenzüberschreitenden Geschäftsprozessen. Marc Reinhardt: „Der Ausbau des digitalen EU-Binnenmarktes ist überfällig: Nur wenn Europa als Einheit auftritt, ist unsere Stimme mächtig genug, um beispielsweise im Silicon Valley gehört zu werden“.

 

 

Quelle: Capgemini

Den vollständigen Report finden Sie hier, weitere Informationen zur digitalen Agenda der EU hier.

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